Reinhard David Flender studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg Klavier und Jazzarrangement. Nach dem Abschluss der künstlerischen Reifeprüfung als Konzertpianist, die er an der Musikhochschule in Detmold abschloss, setzte er sein Studium an der Hebräischen Universität in Jerusalem fort, wo er Komposition bei Josef Tal studierte und ein musikethnologisches Forschungsprojekt über Hebräische Psalmodie durchführte. Seit 1981 lebt Flender in Hamburg.

Hier verarbeitet er zunächst seine musikethnologische Feldforschung in den Psalmvertonungen „Pirkei Tehillim“ für Mezzosopran und Orchester, die von der Orchesterakademie Hamburg europaweit aufgeführt wird. 1983 beginnt Flender seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und Theater und setzt sich mit der freien Denkweise György Ligetis auseinander, dessen Seminare er schon seit seiner Berufung an die Hamburger Musikhochschule in den 70er Jahren Seminare besucht hatte. Insbesondere Ligetis Auseinandersetzung mit afrikanischer Polyrhythmik, die ihn bei der Entstehung seiner Klavieretüden inspirierte, eröffnete ihm neue Perspektiven. Flender fusioniert eine auf Quarten basierende innovative Jazzharmonik mit aus afrikanischen Polyrhythmik abgeleiteten rhythmischen Patterns. So entstand Perkussiana für Saxofon, Klavier und Schlagzeug, ein Werk, in dem Flender seinen eigenen Personalstil findet. Dabei lässt er sich stilistisch von den großen Amerikanischen Jazzpianisten Herbie Hancock und Chick Corea inspirieren. Von 1989 – 1999 leitete er zusammen mit Elmar Lampson das Festival „Hörwelten“, in dem es zu Begegnung mit Alfred Schnittke kommt, der seit 1991 in Hamburg lehrt und lebt. Die Auseinandersetzung mit der postmodernen Ästhetik Schnittkes schlägt sich in dem Werk "Threnos" für Violine Solo und Ensemble nieder. Es wurde 1991 auf dem Wiener Internationalem Kompositionswettbewerb ausgezeichnet und von Friedrich Cerha mit dem Ensemble "Die Reihe" uraufgeführt. Das wenig später entstandene "Trio in einem Satz" wurde für das Trio Fontenay geschrieben, und verschränkt die charakteristischen Elemente der klassischen Sonatenform mit der polystilistischen Musikdramaturgie Schnittkes. Die in der Klassik übliche Drei- oder Viersätzigkeit wird zur Einsätzigkeit verschmolzen und entwickelt einen innovativen formalen Bogen über ineinander geschachtelte langsame und schnelle Formteile.  

Seit den 90er Jahren arbeitet Flender eng mit dem renommierten französischen Danel Quartett zusammen. Es entstehen zwei Streichquartette: Eucharisto 1999 und das 2. Streichquartett 2003.

1997 entsteht die Solo-Kammeroper "Mein lieber blauer Reiter" nach Texten von Else-Lasker Schüler für Schloss Elmau, wo sie auf den deutsch-israelischen Musiktagen uraufgeführt wird. Hier kommt es auch zur ersten Begegnung mit dem israelischen Klarinettisten Giora Feidman, für den Flender das Klarinettenquartett Memorare III komponiert. Die Zusammenarbeit mit Feidmann setzte sich 2004 mit der Uraufführung das Werk Lacrimae für Klarinette und Streichorchester fort, das aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums von Yad va Shem von Giora Feidman und dem Deutschen Symphonieorchester in der Staatsoper Berlin uraufgeführt wurde.

2020 komponiert er für das Musikerehepaar Asya Fateyeva und Stepan Simonian das dreisätzige Duo Zu Zweit für Altsaxofon und Klavier. Der 2. Satz Lulleby wurde zur Geburt ihres Sohnes Leo komponiert. Ausgehend von einem Zitat aus der chromatischen Fantasie und Fuge von Bach entwickelt Flender ein  Spektrum von frei erfundenen modalen Skalen, die permanent changieren, so dass ein facettenreiches Klangfarbenspiel entsteht.

In den Pandemiejahren widmet sich Flender wieder verstärkt der Klavierkomposition. 2019 entsteht Im Walde, der letzte Satz von Fantasmorgana, einem Klavierzyklus, der mit einer Toccatina beginnt, die schon 1996 komponiert und jetzt noch einmal überarbeitet wurde. Auch das Frühwerk Thème et Variations aus dem Jahr 1990 wurde im Jahr 2023 neu redigiert und in einer Neuausgabe bei peermusic classical herausgebracht. Es ist Stepan Simonian gewidmet, der die Neufassung des Werks  auf der altonale 2023 uraufgeführt hat. 2024 vollendete er anlässlich der neu aufflammenden blutigen Kriege in der Ukraine und Nahost das Klavierquartett Memorare II.

 

  

  

Kammeroper Mein lieber blauer Reiter